Daniel: "Einfach anfangen und dranbleiben."

Kunst kann so viele verschiedene Formen annehmen. Wer hätte gedacht, dass es möglich ist, ein Longboard mit einem unsichtbaren Elektromotor zu konstruieren, das mit einem Fingerring gesteuert werden kann? Lerne einen Ingenieur aus der Bodenseeregion kennen, der mich auf den ersten Blick inspiriert hat, als wir uns vor zwei Jahren auf der Intersolar Europe in München, der weltweiten Leitmesse für die Solarwirtschaft, kennengelernt haben.

LJ: Daniel, du hast ein Longboard mit einem unsichtbaren Elektromotor erfunden. Wie bist du darauf gekommen?

Daniel: Die Idee entstand mehr oder weniger zufällig. Ein guter Freund von mir, der schon seit Jahren Longboard-Decks baut, war auf der Suche nach einem elektrischen Antrieb. Damals war der Markt für E-Sport-Geräte noch deutlich kleiner und weniger entwickelt. Bei den meisten Modellen war der Akku unterhalb des Boards angebracht. Das veränderte das Fahrgefühl und die Ästhetik enorm. Außerdem wurden die meisten Produkte nur in Sets angeboten. Also fragte er mich, ob es möglich wäre, einen völlig neuen, unsichtbaren Motor zu entwickeln, der flexibel mit jedem Deck verwendet werden kann. Zu dieser Zeit war ich als Elektroingenieur angestellt und dachte zunächst gar nicht an eine Firmengründung. Aber die Frage stand nun im Raum und ließ mich nicht mehr los. In einer Runde mit Freunden wurde zwei Wochen später die Idee zur Umsetzung über eine Hohlachse geboren. In den folgenden Monaten nutzten mein heutiger Geschäftspartner Benedict Kuhlmann und ich jede freie Minute, um herauszufinden, wie sich die Idee in die Praxis umsetzen lässt. Wir sind beide Elektroingenieure und interessieren uns für Sport. Alles, was wir uns theoretisch ausgedacht haben, konnten wir direkt vor der Haustür testen. Das hat sehr viel Spaß gemacht.

Ich mag es nicht, Fragen unbeantwortet zu lassen.

Daniel Jaeger | Gründer & CTO | JayKay GmbH

LJ: Und wie wurde aus der Idee ein Geschäft?

Daniel: Da wir weder große finanzielle Mittel noch eine professionelle Werkstatt hatten, dauerte die Entwicklung des ersten funktionsfähigen Prototyps etwas mehr als ein Jahr. Ein wichtiger Erfolgsfaktor auf diesem Weg war die Forschungsarbeit von Prof. Kasper von der Universität Magdeburg. Zusammen mit einem Doktoranden lieferte er die Grundidee für unseren heutigen Radnabenmotor, den wir dann unter anderem durch die Erfindung einer eigenen Wickelmaschine zur Serienreife gebracht haben. Danach ging es schnell in Richtung Inbetriebnahme: Wir ließen unseren "in die Achse integrierten Gesamtantrieb" patentieren, holten meine Schwester Isabell als COO ins Boot und begannen, das Geschäft Schritt für Schritt aufzubauen.

LJ: Es gibt mittlerweile einige Anbieter auf dem Markt. Was macht eure E-Longboards so einzigartig?

Daniel: Was uns ausmacht, ist immer noch unser schlanker Ansatz. Unsere E-Antriebe können an jedes Deck geschraubt werden und sind für den Nutzer völlig unsichtbar. Das Endgewicht eines Boards mit einer JayKay-Achse ist, mit 5,5 Kilogramm, eines der leichtesten E-Longboards der Welt. Hinzu kommt die Energierückgewinnung beim Bremsen. Sie sorgt dafür, dass das elektronische Bremsen auch bei leerem Akku funktioniert und ermöglicht bei einer Ladezeit von nur 2,5 Stunden, eine Reichweite von 12 bis 15 Kilometern. Eine weitere Funktion, die von unseren Kunden besonders geschätzt wird, ist der hundertprozentige Freilauf der Räder. Er sorgt dafür, dass das konventionelle Fahrgefühl durch den elektrischen Betrieb nicht beeinträchtigt wird.

Video für die Kickstarter-Crowdfunding-Kampagne von JayKay (English)

LJ: Wie kam es zur Steuerung über einen Ring?

Daniel: Bevor wir uns für die Steuerung mit dem Ring entschieden haben, hatten wir eine ganz andere Lösung im Kopf. Die Achse sollte ursprünglich über Handgesten gesteuert werden. Nachdem wir aber die ersten Prototypen gebaut und die ersten Erfahrungsberichte eingeholt hatten, gingen die Meinungen sehr weit auseinander. Die eine Hälfte war absolut begeistert. Die andere Hälfte kam damit nicht wirklich klar. Da eine Steuerung über das Smartphone für uns aus Sicherheitsgründen nicht in Frage kam, war der Fingerring die beste Alternative.

LJ: Die E-Longboards sind derzeit noch nicht zugelassen, zumindest nicht für den deutschen Straßenverkehr. Was bedeutet das für die Zukunft von JayKay?

Daniel: Ja, das ist leider der Fall. Bisher ist mit der Verabschiedung der Elektrofahrzeugverordnung im Juni 2019 die Zulassung von E-Scootern erfolgt, aber eine entsprechende Verordnung für "Elektrokleinstfahrzeuge ohne Lenker" lässt noch auf sich warten. Um den Prozess zu beschleunigen, haben wir uns gemeinsam mit anderen Herstellern im Electric Empire Bundesverband Elektrokleinstfahrzeuge e.V. organisiert. Gleichzeitig haben wir begonnen, weitere Märkte zu analysieren. In ganz Europa (außer Deutschland) sind E-Longboards bereits zur Teilnahme am Straßenverkehr zugelassen. Ein weiterer wichtiger Faktor in diesem Zusammenhang ist aus meiner Sicht die Infrastruktur. Gerade in Groß- und Mittelstädten werden die meisten öffentlichen Wege und Straßen noch von Autos genutzt. Im Hinblick auf den Klimawandel sind hier dringend neue Konzepte gefragt. Wie wäre es zum Beispiel, wenn wir die Anzahl der Autos in den Städten reduzieren und die derzeitigen Parkspuren in zusätzliche Fahrspuren umwandeln würden, insbesondere für kleine Elektrofahrzeuge?

Mein erster Versuch mit dem JayKay E-Longboard auf der Intersolar Europe in München, Deutschland, Mai, 2019

LJ: Und wohin soll die Reise auf lange Sicht gehen?

Daniel: Wir arbeiten bereits an einer App, die zusätzliche Funktionen für die Nutzer bieten wird. Geplant sind unter anderem digitale Assistenten für die Routen- und Reichweitenplanung, ein Self-Service-Portal für einfache Wartungsarbeiten, wie den Wechsel von Rädern und Decks, sowie eine Alarmfunktion bei niedrigem Akkustand. Außerdem wollen wir auf diese Weise die technischen Nutzerdaten der Boards auswerten und für die Entwicklung neuer Modelle nutzen. Die zweite Generation unserer Achse wird noch eine Reihe weiterer Verbesserungen und Funktionen enthalten. Aber das werden wir erst verraten, wenn es soweit ist. Jetzt geht es erst einmal darum, das aktuelle Produkt erfolgreich zu vermarkten.

Ich möchte den heutigen Sportgeräten neues Leben einhauchen.

Daniel Jaeger | Gründer & CTO | JayKay GmbH

LJ: Was war bisher die größte Herausforderung für dich?

Daniel: Das kann ich ganz klar beantworten. Als Außenstehender könnte man denken, dass die Entwicklung der Technologie am Schwierigsten war. Aber das ist absolut nicht der Fall. Der Technologie-Teil war der leichteste. Viel schwieriger war es für mich, den Punkt zu finden, an dem der Entwicklungsprozess abgeschlossen ist. Leider ist ein physisches Produkt nicht dasselbe wie eine App, bei der man einfach einen Monat später ein Update herausbringen kann. Immer, wenn ich mir das Board ansah, dachte ich, es sei noch nicht marktreif. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass unser, in der Garage entwickelter Prototyp, tatsächlich mit industriellen Produkten mithalten kann. Aber es war durchaus in der Lage. Wir haben es sogar total "over-engineered". Der unsichtbare Antrieb allein wäre als Alleinstellungsmerkmal schon mehr als ausreichend gewesen. Trotzdem konnten die ersten verkauften Boards schon viel mehr.

JayKay-Team; Von links nach rechts: Isabell (Co-Founder und COO), Daniel (Founder & CTO, Benedict (Founder & CTO), Matthias (Media Manager), Marius (Sales), Jacky (Brand Embassador)

LJ: Gab es noch andere Themen, die dich beschäftigt haben?

Daniel: Ja, das Thema Marketing. Das ist immer wieder aufs Neue eine Herausforderung. Mir ist es wichtig, dass wir uns hier abseits der typischen Pfade bewegen. Das ist auch der Grund, warum wir immer wieder Marketingmaßnahmen brainstormen. Ich will jeden Blödsinn hören, egal wie verrückt er klingt. Letztes Jahr hatten wir zum Beispiel einen Auftritt bei 'Die Höhle der Löwen', der deutschen Version von 'Shark Tank'. Das ist eine TV-Show, die Startups und Investoren zusammenbringt. Wir haben uns gefragt, wie wir unsere Reichweite erhöhen können. Jemand schlug vor, dass wir etwas bräuchten, das in etwa den gleichen Effekt hätte, wie wenn wir beim nächsten Fußballspiel des FC Bayern mit einem riesigen JayKay-Fallschirm mitten in der Allianz Arena landen würden. Das Ergebnis war der TV-Auftritt – der übrigens am Ende nicht nur eine Marketingmaßnahme war, sondern auch zu einer Auseinandersetzung mit unseren Werten und unserem Selbstverständnis als Unternehmen geführt hat. Denn wir mussten uns die Frage stellen, ob wir im Ernstfall bereit wären, uns in die Abhängigkeit eines Investors zu begeben. Dabei haben wir gemerkt, dass es gar nicht so einfach ist, im Sog der Medien authentisch zu bleiben.

Einfach anfangen und dranbleiben.

Daniel Jaeger | Gründer & CTO | JayKay GmbH

LJ: Was würdest du Anderen raten, die planen, ihr eigenes Unternehmen zu gründen?

Daniel: Ich denke, das Wichtigste ist, dass man anfängt und dabei bleibt. Man darf sich nicht zu viele Gedanken machen. Ich treffe immer wieder Leute, die mir von ihren bahnbrechenden Ideen erzählen, aber nur sehr wenige, die sie tatsächlich umsetzen. Meiner Meinung nach liegt das oft an überholten Glaubenssätzen oder Selbstzweifeln. Aber diese existieren nur in unseren Köpfen. Und ja, manchmal fehlen bestimmte Fähigkeiten, um das Ziel zu erreichen – aber wenn man anfängt und dranbleibt, lernt man sie in kürzester Zeit. Allein die Tatsache, dass man mit Leidenschaft an die Sache herangeht, sorgt dafür, dass der gesamte Körper und der Geist auf diese Sache ausgerichtet wird. Bereits in dem Moment, in dem man fähig ist, die Idee zu denken, ist der erste Schritt getan.

Über JayKay

Die JayKay GmbH ist ein junges deutsches Unternehmen aus der Bodenseeregion, das sich zum Ziel gesetzt hat, Sportgeräte, wie wir sie heute kennen, mit elektronischen und digitalen Komponenten zu erweitern. Um die Ästhetik und das Nutzererlebnis zu erhalten, setzen die Entwickler auf geringstmöglichen Materialeinsatz und maximale Integration. Das Kernprodukt des 2014 gegründeten Unternehmens ist ein elektronischer Longboard-Truck mit unsichtbar eingebautem Elektroantrieb, der mit jedem Deck kombiniert werden kann. Der hocheffiziente Radnabenmotor ermöglicht durch den hundertprozentigen Freilauf der Räder sowie die Energierückgewinnung beim Bremsen maximalen Fahrspaß auch bei leerem Akku. Gesteuert wird das Board über einen speziell entwickelten Fingerring.

Daniel und ich sind immer noch in Kontakt. Sobald es spannende Neuigkeiten über die Firma gibt, hörst du von mir. Bis dahin kannst du das Board jederzeit bei einem unserer Vertriebspartner in deiner Nähe ausprobieren. Einfach Kontakt aufnehmen.

Laura Jane Hoffmann

Laura Jane Hoffmann

Laura Jane Hoffmann ist die Gründerin von Passion Pilot. Nachdem sie mehr als zehn Jahre als Marketing Managerin in der IT-Branche gearbeitet hat, leitet sie nun ihre eigene kreative Marketingagentur, macht Musik und arbeitet als Tanz- und Fitnesslehrerin. Passion Pilot ist ihr Herzensprojekt. Gemeinsam mit ihrem Netzwerk von Gründern und Künstlern möchte sie Menschen auf der ganzen Welt dabei unterstützen, ihre Leidenschaft durch Kreativität zu finden, die Werkzeuge zur Umsetzung ihrer Ideen zu entdecken und ihr eigenes Unternehmen zu gründen.

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