Website Prototyping – Der Reality-Check für dein Geschäftsmodell

IT-Beratung, Food-Blog oder Modelabel – egal, was du vor hast, deine Website macht die Idee lebendig. Diesen Umstand kannst du dir schon vor der Gründung zunutze machen. Nimm dir einen Nachmittag Zeit, um einen Website-Prototyp für deine Geschäftsidee zu erstellen. Auf diese Weise kann du Lücken in deinem Konzept aufdecken und genau sehen, wo du noch nachbessern musst, um dein Baby erfolgreich auf die Straße zu bringen.

Ganz so trivial wie es die Werbung verspricht, ist das Erstellen von Websites nicht. Texte, Bilder, Videos, Suchmaschinenoptimierung, Kompatibilität mit verschiedenen Bildschirmgrößen und so vieles mehr. Aber keine Sorge – wir haben einen klaren Fokus für unseren Prototyp: Hier geht es nicht um die fachliche Entwicklung, sondern um die Fragen, die man sich grundsätzlich bei der Gestaltung einer Website stellen sollte.

Schritt 1: Lerne den typischen Aufbau einer Website kennen

Keine Website ist wie die andere. Je nach Branche und angebotener Dienstleistung unterscheiden sie sich erheblich. Die Struktur, die ich dir in diesem Beitrag vorstelle, ist die eines klassischen "One-Pagers". Man kann ihn sich wie eine virtuelle Visitenkarte vorstellen, die alle Informationen über das Projekt oder das Unternehmen auf die wesentliche Aussage reduziert. Komplexe Funktionen außerhalb eines klassischen Newsletter-Abos, wie ein Shop oder eine Buchungsplattform, werden der Einfachheit halber nicht berücksichtigt. Der One-Pager, den wir hier als Vorlage verwenden, beginnt üblicherweise mit einem "Header". Er besteht aus einem Logo, dem Namen des Unternehmens oder Künstlers, den Navigationselementen und Links zu den sozialen Netzwerken. Er gibt die Struktur der Website vor und dient der Navigation zwischen den verschiedenen Bereichen der Seite. Darauf folgt die so genannte "Hero Section". Sie ist in der Regel mit großen Bildern oder Videos gefüllt und enthält eine zentrale Nutzenaussage sowie einen "Call-to-Action", also einen Button, der den Nutzer dazu auffordert, mit dem Anbieter in Kontakt zu treten. In den meisten Fällen folgt dann ein Abschnitt über das Angebot des Anbieters und ein Bereich mit drei Alleinstellungsmerkmalen, die erklären, was das Unternehmen so einzigartig macht. Darauf folgen Testimonials von Kunden, die die Produkte oder Services bereits genutzt haben, sowie Referenzbeispiele und Kundenlogos. Auch Blogbeiträge, die das Produkt mit nützlichen Zusatzinformationen greifbar machen, werden an dieser Stelle häufig eingesetzt. Es folgt ein Kontaktformular. Am Ende befindet sich der Footer mit Impressum, Kontaktdaten, AGB und Datenschutzerklärung. Auch Qualitätssiegel, Zertifizierungen und wichtige Partner finden hier ihren Platz.

Schritt 2: Finden Sie das geeignete Medium

Je nach Erfahrungsstand und Wissen über Webdesign gibt es drei Möglichkeiten, deinen Prototyp umzusetzen: du kannst ihn von Hand skizzieren, in einem Grafikprogramm deiner Wahl erstellen oder mit einem 'Page Builder' einen "klickbaren" Dummy bauen. Wenn du dich für eine handschriftliche Skizze entscheidet, empfehle ich die Verwendung eines Whiteboards oder eines iPads, damit du deine Ideen überarbeiten und korrigieren kannst. Für ein Grafikprogramm solltest du dich nur entscheiden, wenn du regelmäßig in dieser Umgebung arbeitest und keine zeitaufwändige Einarbeitung notwendig ist. Wenn du weißt, was du tust, ist Sketch oder Adobe XD die richtige Wahl, aber auch Microsoft PowerPoint kann helfen. Wenn du bereits regelmäßig im Internet unterwegs ist oder vielleicht schon einmal selbst eine Website erstellt hat, kann es durchaus auch sinnvoll sein, die Seite direkt mit einem Page Builder wie Wix, Squarespace oder Elementor zu erstellen. Das hat den Vorteil, dass es du einen Ausgangspunkt gibt, von dem aus du schnell mit einem "Minimum Viable Product" online gehen kann, also einer ersten Minimalversion deiner Website, die die Mindestanforderungen an Kunden-, Markt- und Funktionsbedürfnisse erfüllt.

Schritt 3: Stelle die richtigen Fragen

Nachdem du in den Schritten 1 und 2 deine Werkzeuge zusammengetragen hat, geht es jetzt ans Eingemachte. Verwende die oben beschriebene One-Pager-Struktur für ein Interview mit dir selbst. Versuche, die folgenden Fragen aus der Perspektive eines potenziellen Kunden zu beantworten. Achte jedoch darauf, dass du deine Sicht der Dinge nicht völlig vernachlässigst. Am Ende müssen beide Seiten mit dem Unternehmen zufrieden sein

Überschrift:

  1. Wie soll das Logo oder die visuelle Identität meines Unternehmens aussehen?
  2. Welche Werte will ich vermitteln?
  3. Welche Farben und Formen passen zu mir und diesen Werten?
  4. Was ist der richtige Name für mein Unternehmen?
  5. Welche Services möchte ich anbieten?
  6. Welche Informationen brauchen meine Kunden, um sie wahrnehmen zu können?
  7. Soll die Services online oder offline angeboten werden?
  8. Welche sozialen Netzwerke passen zu mir und meinem Unternehmen?
  9. Gibt es vielleicht sogar branchenspezifische Netzwerke, in denen ich präsent sein sollte?

"Hero Section"

  1. Welches Bild beschreibt mich und das, was ich tue, auf den ersten Blick?
  2. Welche Stimmung soll das Bild vermitteln?
  3. Welches Farbschema vermittelt meine Werte?
  4. Habe ich eigenes Bildmaterial oder möchte ich Bildmaterial einkaufen?
  5. Wie kann ich in einem Satz zusammenfassen, was ich anbiete und was der Mehrwert für meine Zielgruppe ist?
  6. Wie sollen Website-Besucher mit mir interagieren?
  7. Was sollten Website-Besucher nach dem Öffnen der Website tun?
  8. Wer profitiert von dem, was ich tue?
  9. Gibt es möglicherweise mehrere Zielgruppen, die mit mir über die Website interagieren sollen?
  10. Wie sollte mein "Call-to-Action" aussehen, damit Website-Besucher darauf reagieren?

Service-Übersicht:

  1. Was ist mein Kernprodukt?
  2. Welche Services kann ich jetzt schon anbieten, welche Services folgen später?
  3. Wie kann ich in zwei Sätzen beschreiben, was ich mache?
  4. Wie kann ich visualisieren, was ich tue?
  5. Was sind die übergreifenden Kategorien für das, was ich tue?
  6. Was sind Anwendungsbeispiele (Use Cases?) für das, was du tut?

Alleinstellungsmerkmale:

  1. Was ist das wichtigste Alleinstellungsmerkmal für mich und meine Angebote?
  2. Was sind die Vorteile von dem, was ich mache, gegenüber anderen ähnlichen Produkten oder Services?
  3. Wie verändert das, was ich tue, das Leben meiner Zielgruppe?

Testimonials:

  1. Was sagen Kunden, die meine Produkte oder Services bereits verwendet haben?
  2. Was würden potenzielle Kunden über deine Services sagen?
  3. Wer sind die Kunden, die deine Produkte oder Services nutzen würden?
  4. Wie charakterisiert du sie?
  5. Sind es Unternehmen oder Verbraucher?
  6. Was sind ihre demografischen Daten?
  7. Was sind ihre Wünsche und Ziele?
  8. Wie sieht ihre "Persona" oder ihr Profil aus?

Blog-Beiträge:

  1. Welche Themen sind aktuell in deiner Zielgruppe angesagt?
  2. Welche Informationen benötigenden Kunden, um deine Produkte oder Services effizient nutzen zu können?
  3. Gibt es Anwendungsbeispiele (Use Cases), die deinen Kunden noch nicht bekannt sind?
  4. Welche Informationen über dich als Person könnten für deine Kunden interessant sein?
  5. Planst du irgendwelche Veranstaltungen oder Aktionen, die du ankündigen möchtest?
  6. Welches Problem haben deine potenziellen Kunden, das du lösen kann?
  7. Welche Fragen haben deine Kunden, bevor sie dein Produkt oder deine Dienstleistung nutzen?

Kontakt-Formular:

  1. Was bekommen Interessenten, wenn sie dich kontaktieren?
  2. Was muss ich hinsichtlich des Datenschutzes beachten?
  3. Sollen meine potenziellen Kunden einen Newsletter erhalten?
  4. Welche Formularfelder brauche ich und welche schrecken die Benutzer eher ab?

Fußzeile:

  1. In welchem Land möchte ich ein Unternehmen gründen?
  2. Benötige ich ein Impressum?
  3. Was muss ich im Hinblick auf den Datenschutz beachten?
  4. Wie lautet meine Firmenadresse?
  5. Welche Kontaktmöglichkeiten möchte ich anbieten?
  6. Gibt es Zertifizierungen oder Auszeichnungen, die von meiner Professionalität zeugen?
  7. Gibt es Partner, mit denen mein Unternehmen eng verbunden ist?

Schritt 4: Erstellen des Prototyps

Konntest du alle Fragen zufriedenstellend beantworten? Nein? Kein Problem. Das ist völlig normal und darum geht es auch nicht. Es geht darum, verschiedene Möglichkeiten im Kopf, auf dem Papier oder auf dem Bildschirm zu visualisieren und durchzuspielen. Nimm dir verschiedene Buntstifte, Zeitungsausschnitte oder Fotos deiner Produkte zur Hand. Alles ist erlaubt. Es ist dein Prototyp. Wenn du am PC arbeitet, kann es auch helfen, nach Ideen von ähnlichen Anbietern zu suchen oder Bilder aus der Google-Suche hinzuzufügen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass du eine Idee in einem relativ ausgereiften Zustand über Bord wirft. In diesem Fall solltest du unbedingt den aktuellen Stand speichern oder zumindest ein Foto machen. Oft sind Teile einer verworfenen Idee später wieder interessant.

Zur Orientierung findest du weiter oben in diesem Beitrag frühere Versionen der Website für Passion Pilot. Ich habe meine Prototypen mit Microsoft Powerpoint und Adobe XD erstellt. Man sieht deutlich: Die ursprüngliche Idee entwickelte sich im Laufe der Zeit und mit jeder Iteration wurde das Bild ein wenig klarer.

Schritt 5: Lücken in Ihrer Geschäftsidee aufdecken

Jetzt wird es interessant! Gibt es irgendwelche Widersprüche in deinem Entwurf? Gab es Bereiche, über die du nicht nachgedacht hat? Dann gibt es Lücken in deinem Konzept. Aber das ist kein Problem. Das Ziel der Übung war es, genau diese Unklarheiten zu finden. Schreibe deine Erkenntnisse auf und gehe sie Schritt für Schritt durch. Passen deinen Prototyp entsprechend an und schaue, ob dir dein Ergebnis stimmiger erscheint. An dieser Stelle kann es auch interessant sein, Feedback von außen einzuholen und zu vergleichen.
Wiederhole den Vorgang immer wieder aufs Neue und verfeinere deinen Prototyp Schritt für Schritt. Mit der Zeit merkt du, dass sich dein Konzept immer mehr festigt. Übrigens: mit deinem Prototyp hast du parallel auch schon ein perfektes Briefing für einen Webdesigner erstellt, der dir bei der Umsetzung deiner Website helfen wird, wenn die Zeit gekommen ist.

Fertig? Dann bin ich wirklich gespannt, welche Erfahrungen du mit dieser Methode gemacht hast. Melde dich bei mir! Ich freue mich auf dein Feedback. Gibt es aus deiner Sicht wichtige Fragen, die in meiner Liste fehlen? Dann lasse es mich bitte wissen, damit ich sie hier ergänzen kann.
Laura Jane Hoffmann

Laura Jane Hoffmann

Laura Jane Hoffmann ist die Gründerin von Passion Pilot. Nachdem sie mehr als zehn Jahre als Marketing Managerin in der IT-Branche gearbeitet hat, leitet sie nun ihre eigene kreative Marketingagentur, macht Musik und arbeitet als Tanz- und Fitnesslehrerin. Passion Pilot ist ihr Herzensprojekt. Gemeinsam mit ihrem Netzwerk von Gründern und Künstlern möchte sie Menschen auf der ganzen Welt dabei unterstützen, ihre Leidenschaft durch Kreativität zu finden, die Werkzeuge zur Umsetzung ihrer Ideen zu entdecken und ihr eigenes Unternehmen zu gründen.

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